„Du musst mir Komplimente machen, damit ich mich schön fühle. Nur wenn du mir Geschenke machst, dann fühle ich mich gesehen. Liebe mich, damit ich mich geliebt fühle.“
Mir schienen die Gedanken, die ich hatte ganz normal. „Wenn ich dir was gebe, dann bekomme ich was zurück“. Folglich stellte sich eine Abhängigkeit von Bestätigung, Liebe, Glück oder ein.
Denn, wenn wir zusammen arbeiten und leben, in einer Beziehung sind oder du Vater und Mutter bist, dann sind wir verbunden und haben gewisse Erwartungen zu erfüllen. Wirklich? Je mehr ich mich allerdings mit mir beschäftigte, merkte ich, dass diese Erwartungen meist nicht gesund waren.
Denn Liebe oder Glück wurde nur gestillt, wenn beispielsweise der/die Partner:in glücklich ist oder man genug Aktivitäten gemeinsam macht, die Spaß machen, aber eben nur zusammen und nicht alleine. Irgendwo gab es immer ein inneres unbefriedigtes Gefühl und dementsprechend stiegen die Erwartungen wieder. Durch diese Abhängigkeit können Frust, Ärger oder Trauer entstehen. Oft wird dies dann auch an der Person ausgelassen, die unsere Erwartungen nicht erfüllt. Dementsprechend entstehen oft Streitereien aus dem Nichts.
Zusammenfassend bemerken wir bei genauem Hinhören eines: diese Erwartungen und Taten von anderen sollen alle ein Gefühl in uns erfüllen, welches wir uns selbst nicht geben können.
Woher kommen Erwartungen?
Erwartungen entstehen schon in der Kindheit. Wir ahmen oft das Leben der Eltern (die es nicht besser wissen) nach, da wir als Kinder davon fest ausgehen, dass eben das „Richtige“ ist.
Dabei kann man zwischen der Beziehung der Eltern als Paar miteinander und der Beziehung von Mutter und Vater zum Kind unterscheiden.
Vielleicht haben wir gesehen, dass Mama sich immer für die Familie aufopfert und ihre Bedürfnisse hinten anstellt, um dann aber in gewissen Momenten voller Frust aus der Haut zu fahren. Entweder übernehmen wir dieses Verhalten oder machen genau das Gegenteil, nämlich nur auf uns zu schauen. Dahinter kann stehen, erst wenn alle anderen glücklich/versorgt sind, dann darf ich mir was gönnen. So funktioniert Glück aber leider nicht.
Oder wir suchen uns einen Partner:in, der uns Komplimente machen soll, seine/ihre Liebe ständig versichern soll, damit wir uns selbst geliebt fühlen, da tiefe Unsicherheit und ein niedriges Selbstwertgefühl aus der Kindheit übernommen wurde, weil vielleicht die Mutter ein niedriges Selbstwertgefühl hatte und auf Komplimente im außen angewiesen war. Diese Dynamik wurde potenziell von den Eltern vorgelebt. Am besten verändert sich der/die Partner:in für uns, um das Loch zu füllen, welches wir nie gelernt haben selbst zu füllen.
Wir suchen uns letztendlich unbewusst immer jemanden, der uns „vollständig“ macht und bedingungslos liebt, Ängste und Sorge nimmt und unsere Bedürfnisse erkennt.
Das ist unmöglich.
Die Fassade bröckelt irgendwann aus der Projektion und Spiegelung, die anfangs aufrecht gehalten werden kann, um Sicherheit und Liebe zu schaffen.
Projektionen erkennen
Diese Erwartungen werden in der Psychologie auch Projektion genannt. Du projizierst ein inneres Bedürfnis, welches du selbst nicht erfüllen kannst bzw. nicht gelernt hast, zu erfüllen auf eine Person im Außen. Dies kannst du dir wie einen Spiegel vorstellen.
Zum Beispiel das Bedürfnis, sich selbst wichtig zu sein.
Die Erwartung kann sein, das sich eine Person immer melden muss und ihre Zuneigung dadurch zeigt. Wenn sie dies nicht tut, kann innerer Stress, Enttäuschung und Frust entstehen und endet in Beschwerde oder Angriff („du meldest dich nie“) oder Rückzug („du magst mich nicht).
Die unbewusste Überzeugung ich bin „nicht wichtig“ scheint bestätigt zu werden. Die Projektion dahinter wäre dann: „Ich muss dir wichtig sein.“
Wertvolle, authentische Beziehungen, egal zu wem, entstehen erst mal durch den Blick in dich selbst.
Wie löst man nun diese Projektionen und Erwartungen auf?
Folgende Schritte helfen dabei:
- Eigenverantwortung
Aktiviere deinen inneren Erwachsenen Anteil und werde dir bewusst über die Bedürfnisse, die dein inneres Kind, du und deine Intuition haben. Dies kannst du tun, indem du dich mit dir in Ruhe, z.B. Meditation, verbindest. Spüre dann deine Gefühle, vor allem nach einer frustrierenden Erfahrung und erkenne, was du brauchst, sowie, wie du dir selbst dieses Bedürfnis erfüllen kannst.
Zwei Übungen findest du dazu hier:
- Selbstwirksamkeit
Je mehr du deine Projektionen kennst, desto besser kannst du dann schon in den erwartenden Situationen mit anderen gegensteuern. Zusätzlich bemerkst du schneller, was du brauchst, was du dir selbst geben kannst und damit auch die Beziehung zu dir und anderen heilen.
Alleinsein, Reflektion, z.B. durch Journalling und Selbstliebe, Selbstmitgefühl und Dankbarkeitsrituale können die inneren Gefühle stärken.
Ein Gedankenexperiment und Methode zur Projektionauflösung:
- Erkenne dein Muster und deine Erwartung.
- Schreibe deine Erwartung auf. Z.B. „Ich muss dir wichtig sein.“
- Drehe das „ich“ und „du“ im Satz um: „Du musst mir wichtig sein“. Stimmt das?
- Verneine den Satz: „Ich muss dir nicht wichtig sein.“ Stimmt das? Was löst es in dir aus?
- Löse die Erwartung auf, in dem du alles in der Ich- Form formulierst: „Ich muss mir wichtig sein.“ Stimmt das? Was könntest du tun, damit dies so ist?
3. Beziehungsverbesserung
„Building a life with someone means learning to love yourself. Then, creating space for another person to learn the same.“ – Nicole Lepera
Werde dir bewusst, dass zwischen dir und anderen oft eine „Co-dependancy“ entstanden ist. Wie ein Deckel auf einem Topf passt die Beziehung in ihrer Dynamik zusammen.
Am Anfang, wenn du deine Erwartungen auflöst, kann dies zu Reibereien führen, da eure Abhängigkeit auf den alten Projektionen besteht. Zum Beispiel, wenn du anfängst Grenzen zu setzen, weil du dir wichtig bist und mal nicht zum Abendessen kommst, weil du Zeit für dich brauchst, können Enttäuschungen auf der anderen Seite entstehen. Dies muss dann auch ausgehalten werden. Der Deckel passt dann nicht mehr ganz auf den Topf.
Dabei ist es wichtig auch die Beziehungen zu hinterfragen und es sollten Entscheidungen getroffen werden, ob diese deinem wahren, freien und liebenden Kern entsprechen oder ob sie losgelassen werden sollte. Heilung dauert eine Weile.
Jedoch braucht die andere Seite allerdings auch immer eine Chance über offene Kommunikation zu verstehen und sich in ihrer Zeit anzupassen. Jedoch kann niemand dazu gezwungen werden, sich anzupassen oder auch seine/ihre Überzeugungen zu hinterfragen. Je mehr du dich mit dir beschäftigst, desto öfter verändern sich Beziehungen oder das Umfeld auch auf eine schöne, authentische Art und Weise. Du ziehst Menschen an, die dein Bewusstsein spiegeln.
Veränderung findet immer in uns selbst statt.
Tools, die in der Veränderungsphase helfen
- Täglich/Wöchentlich: Meditation, Journalling, Yoga, Reflektion, gewaltfreie Kommunikation (Seminar hierzu 2021 HIER)
- Wenn du deine Erwartungen lösen möchtest und selbst nicht lösen kannst empfehle ich dies mit einem Coach (kostenloses Entdeckungscoaching Termin hier direkt ausmachen)
Erst wenn Erwartungen gelöst werden, eigene Bedürfnisse erkannt und mit den eigenen Ressourcen aus dem innen genährt werden entsteht Freiheit und Leichtigkeit im Leben und in den Beziehungen.
Lass los, um frei zu sein. Alles, was dir dient, kommt immer zu dir zurück.
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