Die Zahlen in der Pandemie steigen wieder und damit auch die Unsicherheit. Es wird wieder vermehrt zu Hause gearbeitet, wenn nicht sogar zu 100 %. Neben vielen Vorteilen, die Homeoffice und virtuelles Arbeiten bieten, treten aber neue Herausforderungen und Risiken mentaler Art hervor. (zur Podcastfolge direkt runterscrollen)
Die neuen Herausforderungen durch das Homeoffice
Nach Gesprächen mit vielen Führungskräften, Gründern und Teams, die ich teilweise im Businesstraining betreue, zeigen sich einheitliche Herausforderungen, die von immer mehr Studien bestätigt werden.
Sie zeigen (z.B. auch Studie der Oberberg Kliniken) einen klaren Anstieg von mentaler Erschöpfung, Energielosigkeit, Reizbarkeit, Unruhe und Ängsten. Dies ist einerseits bedingt durch fehlende Abgrenzung von Beruf und Privatleben und auf subtilerer Ebene, aber genauso wichtig für empathische Bindungen und ein Gefühl von Zugehörigkeit im Arbeitsleben, andererseits fehlende menschliche Aspekte wie Gestik, Mimik und Augenkontakt, sowie informeller Austausch, z.B. an der Kaffeemaschine.
Meetings haben virtuell oft nur noch den Charakter eines schnellen Abwickelns von Projekten. Persönlicher Austausch bleibt dabei auf der Strecke, ist aber psychologisch enorm wichtig.
Führungskräfte sind hierbei besonders gefordert.
Führungskräfte müssen neben dem „Normalgeschäft“, welches schon viel Veränderung und Flexibilität fordert, zusätzlich mehr Energie aufbringen, um zu ihren Mitarbeitern persönlich auf virtueller Ebene durchzudringen und empathisch zu agieren. Empathie und Kommunikation sind wesentliche Motivationsfaktoren, da wir alle das Bedürfnis nach Verständnis und Bindung haben.
Ein Konflikt oder Missverständnis sind oft am schnellsten geklärt, wenn man persönlich miteinander spricht, anstatt E-Mails schreibt oder es „hinunterschluckt“. Zusätzlich müssen sie sich die Führungskräfte genauso an die neue Homeoffice-Situation gewöhnen, sich selbst führen, als Vorbild vorangehen und persönliche, private Herausforderungen meistern.
Herausforderungen, die durch das Homeoffice mentalen Druck und Stress fördern und die Persönlichkeiten, die dadurch entstehen
1. Arbeitsplatztrennung findet nicht mehr statt.
Dadurch leidet die Motivation oder die Grenzen werden nicht mehr gesetzt.
Dadurch entstehen zwei Homeoffice Persönlichkeiten:
Die Überarbeiter:
Diese Persönlichkeit findet kein Ende und keine Pause im Homeoffice. Es wird bis spät nachts gearbeitet, Lunch vor dem Laptop ist normal, mit vollem Fokus auf die nicht enden wollenden Aufgaben. Das Gehirn ist dadurch im ständigen Stressmodus und voller Anspannung. Stresshormone feuern unentwegt. Die Gesundheit und der Schlaf können dadurch langfristig leiden und krank machen. Außerdem leidet die Kreativität und Lösungsfindung, da diese in Pausenzeiten entstehen.
Die Lösung: Eigenmotivation identifizieren. Selbstmanagement ist hier, genauso wie strukturierte Unterstützung des Arbeitgebers, gefragt.
Fragen an dich:
- Identifiziere, ob du zu dieser Gruppe gehörst.
- Was könnte der Grund sein, dass du keine Pause machst?
- Was ist im Office anders?
- Welcher Gedanke lässt dich nicht los (z.B. wenn ich nicht fertig werde, dann…, Pausen sind für „Faule“…) und welche Emotion löst dies in dir aus?
- Priorisiere die enorm wichtigen Pausenzeiten genauso wie Meetings und halte dich daran. Setze dir einen Kalendereintrag.
Die Demotivierten:
Vieles, was abgearbeitet werden muss, fühlt sich zu Hause im Homeoffice schwerfällig an. Die kleinen Momente der Freude mit den Kollegen sind nicht mehr da, die bisher den Spaß brachten. Sicherheit ist ihnen trotzdem wichtig. Eigenverantwortlich Projekte zu initiieren, vorantreiben oder kreativ sein leidet sehr und stärkt dadurch die Demotivation.
Oft liegt das am Fehlen von gemeinsamen Werten, bzw. Wertebewusstsein, Zielen und dem gemeinsamen Sinn. Als Unterstützung kannst du dir gerne dazu die Podcast-Folge anhören, wie du deinen Sinn finden kannst (zur Folge).
Die Lösung: Gemeinsames und individuelles erarbeiten der Frage „wozu trage ich mit meinen Stärken bei und welche Werte sind mir wichtig?“ Diese Fragen sollte die Führungskraft mit den Mitarbeitern und ggf. einem externen Trainer als Basis zum motivierten, lösungsorientierten Arbeiten klären.
Fragen an dich:
- Was schätzt du an anderen Menschen? Welche Werte sind dir wichtig?
- Was sind deine Talente und Fähigkeiten?
- Wozu trägst du bei?
- Kläre, ob du dies mit einem Coach erarbeiten kannst und dein Arbeitgeber dies übernimmt. Oft gibt es hierfür Budgets. Nimm es in die Hand (kontakt@piabaur.de für Business Coaching Erstgespräch)
2. Dein Unternehmen macht schon viel – die Teilnahme ist aber niedrig
Viele Unternehmen erkennen endlich auch, dass mentale Stabilität und Resilienz als unumgänglicher Erfolgsfaktor gilt und suchen nach schnellen Lösungen, die für viele Mitarbeiter anwendbar sind. Webinare, Apps und Videos werden zur Verfügung gestellt.
Das Problem: dafür braucht es wieder eigene Disziplin und Priorisierung, diese in den Alltag zu integrieren und noch deswegen mehr Zeit vor dem Laptop alleine zu verbringen. Die Teilnehmerzahlen sind niedrig. Neue Ansätze müssen gefunden werden.
Was kann und sollte jeder in seiner Eigenverantwortung unbedingt machen
Mitarbeiter:
- Schaffe Routinen: immer zur selben Zeit zu Bett gehen, aufstehen, fertig machen, Essen, Sport, Ruhepausen, = psychische Stabilität
- Wenig Alkohol, gesunde Ernährung
- Arbeitszeiten festlegen – Familie, Beruf, Erreichbarkeiten und dies auch einhalten. Selbstfürsorge steht an erster Stelle. Mit Führungskraft abklären und Verständnis einholen bzw. als Führungskraft Verständnis aufbringen. Jeder ist in einer anderen persönlichen Situation.
- Aktive Entspannung: bedeutet vom Aktivmodus auf innere Ruhe umzuschalten. Dies stärkt Resilienz und mentale Kraft und erhöht Kreativität und Fokus. Eine Muskelrelaxation, achtsames Gehen, Meditation, Yoga (je nach Stil) helfen dabei und vor allem das verbindliche Anmelden zu diesem Kurs. Egal ob von zu Hause oder in einem Raum.
- Neue Routinen brauchen Fokus und Disziplin. Starte mit 1-2 Dingen, die du ab heute integrierst.
Führungskräfte und Unternehmen:
- Geht als Vorbild voran. Wenn ich als Führungskraft bis 23 Uhr arbeite, dann werden die Mitarbeiter das Nachahmen oder sich schlecht fühlen, wenn sie pünktlich in ihre wichtige und wohlverdiente Pause gehen.
- Selbstmanagement und Eigenverantwortung schulen.
- Termine zum Kaffeeaustausch als tägliche Routine ~15 min am morgen mit den Mitarbeitern. Oder setze Teamübungen, zum Beispiel auf Mural ein, um Leichtigkeit in den Alltag zu bringen.
- Nutze externe Trainer, sie sind für viele verbindlicher und die Motivation ist höher (nimm nur das Beispiel Personal Trainer im Sport vs. YouTube Video im Wohnzimmer). Sie können kurze Achtsamkeits-, Bewegungspausen oder Check-ins leiten (auch für mehrere Teams). Die Motivation und Commitment sind bei externen Trainern höher. Reisekosten, die gerade eingespart werden, können hierfür zielführend eingesetzt werden. (mehr Infos hier klicken oder individuell kontakt@piabaur.de)
- Kein Mensch arbeitet 8 h fokussiert vor dem Laptop. Vor allem, um kreativ zu sein braucht es Abwechslung und Pausenzeiten. Gebe den Mitarbeitern, wie dir selbst, auch den Freiraum Arbeitszeiten, je nach persönlicher Energie zu gestalten. Manche können abends das Doppelte „wegarbeiten“, weil sie hier im Flow sind bzw. Ruhe in der Familie herrscht. Verabredet fixe Zeiten, in welchen alle erreichbar sind, und gebt dann Freiräume.
- Priorisiere zwei halbe Tage, um nochmal klar die Werte, Ziele und den Sinn hervorzuheben und damit die Motivation zu und das Team zu stärken. (Mehr Infos unten)
Letztendlich gilt es in dieser transformativen Zeit voller Unsicherheit und Sorgen, aber genauso voller Chancen, das Arbeitsleben ganzheitlich und langfristig gesund zu gestalten. Der Mensch und die mentale Kraft, psychische Stabilität und Resilienz sind die Basis, um diesen langsamen Change nachhaltig durchzustehen. Gemeinsam, vor allem an den menschlichen Aspekten, die uns alle ausmachen zu arbeiten, sollte zur Priorität werden.
Was denkst du?
Wie ist die Erfahrung in deiner Rolle, in deinem Unternehmen oder Team?
Höre nun in meine Podcast-Folge und lerne, wie du mental stark die Homeoffice-Situation meisterst.
Plattformen meines Podcasts:
Mehr Infos:
Individuelle Kommunikations- /Resilienz/ Stressmanagement/ Achtsamkeits – Trainings können vereinbart werden, sowie sowie Facilitation eines Werte und Stärkenworkshops als Basis für besseres Self-Leadership im Homeoffice. -> hier klicken und kontakt@piabaur.de
Offenes Online Live Training für Teams oder Einzelpersonen für innere Kraft und Resilienz 5x60min ab dem 19.11.20 19Uhr-20Uhr, inkl. Aufzeichnung für 10 Tage. 5 Säulen der Resilienz mit Fokus auf aktiven Selbststärkungsübungen und Reflektionen. (Teamrabatte ab 5 Personen möglich) -> hier klicken
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Musiccredit: Jason Shaw Acoustic Meditation , freemusicarchive.org
Fotocredit: Canva