„Grenzen zu setzen und Nein sagen ist nicht schwer – es fühlt sich schwer an.“
Diesen Satz habe ich in einem aktuellen Workshop mit Führungskräften und Mitarbeitenden gleich mehrfach gehört. Rational wissen wir alle, dass ein klares Nein hilfreich ist. Für uns selbst, für die Qualität der Arbeit, für das Team. Und trotzdem ertappen wir uns dabei, viel zu oft „Ja“ zu sagen, obwohl wir eigentlich überlastet sind.
Warum tun wir das? Dahinter stecken psychologische Blockaden, die tief in uns wirken. Wenn wir sie verstehen, fällt es leichter, neue Muster zu entwickeln.
Die Folgen von zu vielen „Ja“ im Job
Ständig „Ja“ zu sagen, kostet Kraft und führt zu Frust. Denn das Ergebnis ist meist:
- Überlastung und Stress
- sinkende Qualität der Arbeit
- innere Unzufriedenheit und Ärger auf sich selbst
- das Gefühl, ausgenutzt zu werden
Das Fatale: Wer immer Ja sagt, signalisiert anderen „Ich habe endlos Kapazität“. So zieht man noch mehr Anfragen an – und die Spirale dreht sich weiter.
Die 4 psychologischen Blockaden beim Nein-Sagen
1. Angst vor Zurückweisung
Die häufigste Blockade: Wir haben Angst, abgelehnt zu werden. Von Vorgesetzten, Kund:innen oder Kolleg:innen. Das kurzfristige Bedürfnis nach Harmonie wiegt dann stärker als das langfristige Bedürfnis nach Klarheit.
Tipp: Lege dir eine neutrale „Notfallantwort“ zurecht, um dir Zeit zu verschaffen. Zum Beispiel:
„Lass mich kurz prüfen, ob das reinpasst, und ich melde mich gleich.“
2. Frühe Kindheitsprägung
Viele von uns tragen alte Glaubenssätze in sich: „Sei brav, funktioniere, enttäusch niemanden.“ Diese Muster stammen aus Erziehung oder Schule. Diese laufen heute noch unbewusst ab.
Tipp: Hinterfrage, wessen Stimme du im Kopf hörst. Ist es wirklich deine eigene oder klingt es nach Eltern oder Lehrkräften von früher? Bewusstsein ist der erste Schritt zur Wahlfreiheit.
3. Falsche Schuldgefühle
Wir glauben, dass Selbstschutz gleich Egoismus ist. Besonders Menschen mit einem hohen Hilfsbedürfnis haben hier ein schlechtes Gewissen. Doch ein Ja aus Pflichtgefühl ist kein echtes Ja – und bringt selten echte Hilfe.
Tipp: Perspektivwechsel: Würdest du jemandem böse sein, der sagt „Dafür habe ich gerade keine Kapazität“? Wahrscheinlich nicht. Also warum dich selbst härter verurteilen?
4. Mangel an Selbstreflexion
Manchmal wissen wir schlicht nicht, was wir brauchen: Ruhe? Fokuszeit? Klarheit? Wer seine Bedürfnisse nicht kennt, kann sie auch nicht kommunizieren.
Tipp: Schreib dir auf: „Damit ich gute Ergebnisse liefere, brauche ich …“. So hast du Argumente parat, die dein Nein verständlich machen.
Zwei erste Schritte für ein besseres Nein im Job
1. Prioritäten sichtbar machen
Wenn alles gleich wichtig ist, hat nichts Priorität. Mach deine Top-3-Ziele sichtbar. Das gibt Sicherheit und macht es leichter, Aufgaben konsequent abzulehnen.
2. Das „positive Nein“ üben
Ein Nein muss nicht hart klingen.
Statt „Ich kann nicht“ → „Damit ich X in hoher Qualität liefern kann, brauche ich klare Grenzen bei Y.“
Das ist ein Win-Win: Du schützt deine Kapazität und zeigst deine Verbindlichkeit für das Wesentliche.
Reflexionsfragen für dich und dein Team
- In welchen Situationen fällt es dir am schwersten, Nein zu sagen?
- Welche der vier Blockaden erkennst du bei dir selbst am meisten wieder?
- Wie würde dein Arbeitsalltag aussehen, wenn du 20 % öfter Nein sagen würdest?
Fazit: Nein sagen lernen ist ein Schlüssel für gesunde Arbeitskultur
Grenzen zu setzen ist keine Schwäche, sondern eine Voraussetzung für Qualität, Effektivität und Respekt im Team.
Wer ein klares Nein formulieren kann, öffnet damit oft erst den Raum für echte Kooperation.
Wenn ihr das Thema für die langfristige Effektivität eurer Mitarbeitenden angehen wollt, biete ich hierzu einen interaktiven Kurzworkshop an. Meldet euch gern.
Weiterführende Folgen und Artikel:
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