Wie du deine Bedürfnisse erkennst und deiner Intuition vertraust Teil 1&2

In diesem Artikel und in der Podcast Episode (unten direkt anhören) erkläre ich dir, welche persönlichen Bedürfnisse wir in verschiedenen Lebenssituationen, wie im Berufsleben oder in unseren Beziehungen haben und welches die vier psychologischen Grundbedürfnisse sind.  Du lernst, deine Bedürfnisse zu erkennen und wie du erkennst, ob du aus einem Defizit (re-)agierst oder deiner Intuition vertrauen kannst.

 

Das Thema ist aufgrund der Ausführlichkeit in zwei Podcast Teile aufgeteilt. Teil eins behandelt was Bedürfnisse überhaupt sind und die ersten beiden Bedürfnisse Bindung/Zugehörigkeit und Lust/Unlustvermeidung. In Teil 2 geht es um Sicherheit/Kontrolle und Selbstwerterhöhung und wie du deine Intuition aktivierst.

 

 

Wann kann ich einem Bedürfnis vertrauen?

 

Warst du auch schon mal in einem Jobinterview und konntest spüren, dass der Job oder das Unternehmen nicht zu dir passt? Vielleicht hast du trotzdem den Job angenommen?

Das habe ich in meinem zweiten Job nach dem Studium gemacht. Meine innere Stimme und Motivation sagte, nachdem ich meinen ersten Konzernjob kündigte: ‚Hauptsache du hast einen Job, bevor du zwei Monate reisen gehst‘.

Ausgehalten habe ich diesen fast drei Jahre, obwohl ich von Anfang an sagen konnte: Meine Intuition wusste es besser, die sagte: das passt nicht.

Mein Bedürfnis nach Sicherheit und die Angst, nachher gar keinen Job zu haben (was natürlich Quatsch ist), war größer, anstatt mich erst mal besser zu kennen und wirklich zu wissen, was ich möchte. Ich wusste es damals einfach nicht besser. Heute verstehe ich meine Bedürfnisse besser und kann ihnen deswegen auch viel mehr trauen.

 

Was sind psychologische Grundbedürfnisse überhaupt?

Es gibt mehrere Ansätze der Grundbedürfnisse. Du kennst sicherlich die Maslowsche Bedürfnispyramide, welche unter anderem das Bedürfnis nach Nahrung, Sexualität und Grundversorgung einschließt.

Wenn diese Bedürfnisse nicht gestillt werden können, dann entstehen oft Sorgen und die Gedanken kreisen oft um das Thema. Dementsprechend denkt man an diesem Punkt weniger Selbstverwirklichung nach. Doch diese können auch zusammenhängen. Deswegen gibt es noch die Unterscheidung der psychologischen Grundbedürfnisse.

 

Ein Ansatz ist von Friedrich Schulz von Thun (seine Methode das „inneres Team“ nutze ich viel in meinen Life Coachings). Er fasst sie zusammen als: wertvoll sein, geliebt sein, frei sein, verbunden sein.

 

Ähnlich erklärt es Klaus Grawe. Die vier psychologischen Grundbedürfnisse habe ich Podcast (unten) mit mehr Beispielen versehen:

 

  1. Lust vs. Unlustvermeidung

Wir alle streben nach Dingen, die uns Freude bereiten.

Eine Aufgabe im Job, in welcher wir Raum und Zeit verlieren, also im Flow arbeiten.

Eine gute Tafel Schokolade. Einfach mal einen Wein trinken und unter dem Sternenhimmel ausgelassen mit vielen Menschen tanzen (das kam dieses Jahr zu kurz). Gleichzeitig wollen wir Unlust vermeiden.

Dies zu fühlen, ist oft unangenehm und wir suchen Ablenkung in Social Media, Sport, Essen und Shopping.

 

Um erfüllte Freude und Lust zu verspüren müssen wir uns kennen und unseren Interessen folgen, die uns Spaß machen.

 

Ich bin viel ins Fitnessstudio gegangen, weil es mich von meinem Job und Unzufriedenheit abgelenkt hat. Aber richtig Spaß hat mir das nicht gemacht. Die Endorphine danach waren schön, aber ich tat es nicht aus Freude, sondern um dem unzufriedenen Gefühl zu fliehen. Das ist eine Form der Unlustvermeidung.

Heute mache ich das, was mir Freude bereitet. Yoga, Tanzen, Berge, neues ausprobieren. Das ist gerade mein Bewegungs-Happiness Rezept. Und tut mir ganzheitlich gut.

 

Fragen an dich:

  • Welches ist dein Happiness Rezept.
  • Was begeistert dich?
  • Was hält dich davon ab?
  • Suche dir eine Sache aus und mache sie in den nächsten zwei Wochen.

 

 

2. Bindung und Zugehörigkeit

Ein Experiment mit Säuglingen ergab, dass diese ohne Nähe und Bezugsperson nicht überleben.

Ein Kind kommt auf die Welt und ist abhängig von seiner Bezugsperson. Ohne Nähe und Nahrung kann das Baby nicht überleben. Bindung ist schon immer eine der wichtigsten Bedürfnisse.

 

Später möchten wir uns zugehörig fühlen und fühlen uns oft angezogen von Gruppen, die uns ähnlich sind oder die wir als erstrebenswert erachten. Das kann oft zu einem Konflikt führen. Je nach Erfahrung als Kind, gibt es dann „Festhalter und Anpasser“ (das war ich) oder „Autonomen“, die sich gar nicht binden wollen aufgrund von Angst vor Ablehnung. Gesund wäre daher eine Mischung aus beidem und ein angemessenes Selbstwertgefühl, welches das 4. Grundbedürfnis ist (eine Podcastfolge hierzu: 6 Must Do’s um dein Selbstwertgefühl zu stärken)

 

Auch im Team bei der Arbeit führt dies zu besseren Ergebnissen. Wenn du dich nicht mit deinem Team verstehst, dann gehst du nicht gern in die Arbeit, fühlst dich unsicher und bist automatisch weniger authentisch. Dies bedeutet, dass du dich verstellst, was Kraft und Energie kostet. Bist du aber verbunden, verfolgt ihr ähnlichen Zielen, zeigt auch eure Niederlagen und Gefühle, dann kann Bindung entstehen und dadurch mehr Motivation.

Oft wird dieser wichtige Aspekt in Unternehmen vergessen, ist aber ein Erfolgsfaktor. Vielfältige Teams sind deswegen auch motivierter, da das Thema Empathie mehr aufgegriffen wird.

 

Wie machst du das im Team oder auch im Privatleben: 

  • Zeit für Quality Time, auch im Beruf
  • Niederlagen und Erfolge anerkennen und teilen
  • Gemeinsame Ziele festlegen

 

 

3. Sicherheit und Kontrolle

Der Wunsch nach Selbstverwirklichung steht bei den meisten sehr hoch. Einen Job zu machen und ein Leben zu führen, welches einen wirklich erfüllt. Jedoch hat meist der Beruf, den man wählt nicht viel mit dem Wunsch nach Erfüllung zu tun, vielmehr mit einen Weg einzuschlagen, der „Karriere, Sicherheit, Erfolg oder dem Zufriedenstellen der Eltern“ entspricht.

 

Die Vernunft in Form von Sicherheitsbedürfnis, d.h. ein regelmäßiges Einkommen, Unkündbarkeit und Planbarkeit schlagen den Wunsch nach der Freiheit fast immer. Dies ist auch meine Erfahrung aus vielen Coachings. Daher rührt auch das immer steigende Gefühl von Unzufriedenheit.

Sicherheit ist wichtig, damit ein Anteil in uns das Gefühl von „Ruhe“ durch Kontrolle erhält. Jeder hat dies in verschieden starker Form. Ist dies aber zu sehr ausgeprägt, können wir nicht mehr frei agieren und sitzen meist im goldenen Käfig. Dies kann sogar bis zu einem Burnout führen, da der Wunsch nach Freude so groß wird, aber man nicht ins Tun kommen, bzw. Loslassen kommt.

 

Auch ist Deutschland eines der sichersten Länder der Welt, jedoch ist hier das Bedürfnis danach viel höher, als zum Beispiel in den USA, wo Kündigungsfristen meist nur zwei Wochen lang sind und Arbeitslosengelder lang nicht so hoch. Dies ist auch gesellschaftlich geprägt.

 

Welche Fragen kannst du dir stellen, wenn du ein hohes Sicherheitsbedürfnis hast:

Wo in deinem Leben möchtest du Kontrolle haben?
Hast du diese schon mal verloren? Was ist passiert?

Was wäre das schlimmst, was passieren könnte, was ist das Beste, was ist realistisch? Dies ist eine Frage, die du dir oft stellen kannst.

 

 

4. Selbstwerterhöhung

Ich wollte in der Schule immer gemocht werden. Nicht nur zu den „coolen“ dazugehören, sondern beliebt sein. Ich konnte mich sehr gut anpassen. Da ich dachte, dass mich dies glücklich macht. Wenn ich mich nicht verstanden gefühlt habe und nicht akzeptieren konnte, dass manche mich einfach nicht mögen oder ich dadurch aneckte, wurde ich als Reaktion darauf zickig. Dies rührt von einem niedrigen Selbstwertgefühl, da ich mich dadurch auch minderwertig fühlte.

 

Wir alle möchten uns mögen, wie wir sind und genauso von anderen geliebt werden.  Unsicherheit, Anpassung, hohe Erwartungen an andere, Harmoniesucht und äußere Bestätigung sind Anzeichen für dein defizitäres Selbstwertgefühl. Dies zu heilen ist eine der wichtigsten Aufgaben für eine gesunde Beziehung mit uns selbst und anderen.

 

Im Privatleben, genauso wie im Job brauchen wir dies und können auch selbstsicherer agieren.

Die Schlüssel zu einem gesunden Selbstwertgefühl sind:

Mit dir selbst:

  • Lerne dich kennen und deine Werte, Stärken und Kraftressourcen schätzen.
  • Schreibe dir täglich auf, auf was du stolz bist und wofür du dankbar bist. Eines davon ist immer ein Punkt, wofür du dir selbst dankbar bist.
  • Nimm Komplimente mit einem „Danke“ an. Du brauchst keines Zurückgeben.

 

Im Job:

  • Motiviert euch durch Rückmeldungen. Positiv, wertschätzend und konstruktives Feedback (siehe Wie du konstruktiv Feedback und Kritik äußerst) .
  • Teilt Niederlagen und vor allem Erfolge und feiert diese wöchentlich.
  • Erkenne dich selbst an und gib gut gemeinte Komplimente.

 

 

Was hat dies nun mit der Intuition zu tun?

Wir unterscheiden zwischen der inneren Stimme, auch Überzeugungen genannt, die manchmal sehr kritisch ist und manchmal auch trotzdem rational das Richtige für uns möchte. Die Intuition ist widerum die Stimme aus dem tiefen innen, die meist weiß: das ist nicht der richtige Partner, Job oder genau andersrum: mach es, das tut dir gut. Trau dich. Wann hat deine Intuition das letzte Mal zu dir gesprochen?

 

Diese zu erkennen und zu unterscheiden ist ein Weg. Je besser du die vier Bedürfnisse erkennst, Glaubenssätze löst, dich selbst wieder entdeckst und an dir arbeitest, desto mehr kannst du Grenzen setzen. Du kannst deinen wirklichen Bedürfnissen nachgehen, die dein Umfeld auch immer mehr respektieren und du dadurch freier, erfüllter in deinem wahren Selbst leben kannst. 

 

 

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Das neue Kommunikationsseminar für wertschätzende Kommunikation und Erkennung deiner Bedürfnisse findet Anfang 2021 wieder statt. Die Warteliste ist jetzt für das Privatseminar (Teams und Unternehmen können mich gerne kontaktieren) für alle, die ihre Bedürfnisse noch nicht wirklich kennen und unsicher sind, wie sie diese wertschätzend kommunizieren können. Hier geht es zur Warteliste, du erhältst dann zur Öffnung der Anmeldung alle Informationen. HIER

 

 

 

 


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Musiccredit: Jason Shaw Acoustic Meditation , freemusicarchive.org

Fotocredit: Katrin Winner

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